Anglistik studieren
Ein Text von Gabriele Meister – ZEIT Studienführer 2023/24
Darum geht es
Du liest Jane Austen und schaust Atlanta, untersuchst, wie sich die englische Sprache von Texas bis Indien unterscheidet, oder analysierst kulturelle Ausdrucksformen von Gedichten über Netflix-Serien bis hin zu Memes: In Anglistik und Amerikanistik geht es um die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Literatur, Kultur und Sprache von Gesellschaften in englischen Sprachräumen. Das sind vor allem Großbritannien und Nordamerika; durch die britische Kolonialgeschichte und den großen Einfluss der englischen Kultur weltweit gibt es aber auch eine globale Perspektive.
Popkultur und Medien sind ein wichtiger Bezugspunkt der Anglistik und Amerikanistik. Viele internationale Diskurse haben ihren Ursprung im anglofonen Raum und finden sich in den Vorlesungsverzeichnissen wieder. Aktuell geht es im Fach zum Beispiel um Queerness. Studierende analysieren aber auch, wie die außenpolitische Maxime des Global Britain die britische Identität nach dem Brexit verändert oder wie die aktuellen Klimaproteste mit früheren ökologischen Bewegungen zusammenhängen.
Typische Fragestellungen im Anglistik-Studium
- Warum sind US-Serien so erfolgreich?
- Was sagen uns Romane und Theaterstückeüber postdemokratische Tendenzen?
- Welche Rolle spielt class im politischen System Großbritanniens?
- Können Science-Fiction-Romane über die Klimakrise zu einem Bewusstseinswandel beitragen?
- Inwieweit ist die US-Identitätspolitik auf die deutsche Gesellschaft übertragbar?
- Welche Rolle spielen Affekte – Gefühle, Intuitionen, Stimmungen – beim Lesen?
- In welcher Weise wurde Shakespeare von antiken Autoren beeinflusst?
So läuft das Studium ab
Anglistik und Amerikanistik werden oft in Kombination angeboten, teils auch als „English and American Studies“ oder „British and American Studies“. Wer Englisch auf Lehramt studiert, beschäftigt sich immer mit beiden Kulturräumen. In der Regel untergliedert sich das Studium in Literaturwissenschaft, Kulturwissenschaft, Sprachwissenschaft und Sprachpraxis.
In der Literaturwissenschaft beschäftigst du dich mit der Geschichte und Theorie von Texten, vom mittelalterlichen Beowulf bis zum zeitgenössischen Roman Little Fires Everywhere von Celeste Ng. In der Kulturwissenschaft geht es unter anderem darum, wie Macht und Ideologien strukturell verankert sind und unterschiedliche Identitäten prägen. Die historische Dimension spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, sagt Ruth Mayer, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Amerikastudien und Professorin für American Studies an der Uni Hannover: „Wahrnehmung ist historisch bedingt. Begriffe verändern im Laufe der Zeit ihre Bedeutung, auch weil sie von unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen neu besetzt werden.“
In der Sprachwissenschaft lernst du, wie die englische Sprache funktioniert und wie sie verwendet wird. In sprachpraktischen Kursen, die von Muttersprachlern unterrichtet werden, übt man in kleinen Gruppen Konversation oder schreibt Essays. Alle Unis empfehlen Auslandsaufenthalte während des Studiums, auch wenn diese nicht unbedingt vorgeschrieben sind.
Hier sind passende Anglistik-Studiengänge und Hochschulen
Wo kann ich Anglistik studieren?
Anglistik passt zu dir, wenn …
... du dich für die Kulturen anderer Länder und weltweite Entwicklungen interessierst und gerne liest. Aber das allein reicht nicht. „Du solltest bereit sein, deine Wohlfühlzone zu verlassen und Texte und audiovisuelle Medien auf einer anderen Ebene zu reflektieren, jenseits deines persönlichen Geschmacks“, sagt Felix Sprang, Präsident des Deutschen Anglistenverbandes und Professor für Englische Literaturwissenschaft an der Uni Siegen. Das heißt, dass du dich auch auf schwierige Texte und Theorien einlassen musst. Man sollte außerdem Spaß daran haben, zu diskutieren.
Von Professor:innen empfohlene Voraussetzungen und Fähigkeiten
- Interesse an Literatur / Lesefreude und -bereitschaft
- Interesse an Kultur
- Internationale, interkulturelle Aufgeschlossenheit / Interesse an internationalen Themen
- Kommunikationsfähigkeit / Sprachkompetenz / Ausdrucksfähigkeit (inkl. Lese- und Schreibkompetenz und Textverständnis)
- Argumentations- / Diskussionsfähigkeit
- Reflexions- und Kritikfähigkeit / kritisches Denken
- selbstständiges, selbstorganisiertes und -diszipliniertes Lernen und Arbeiten / Selbstmanagement / Bereitschaft zum Selbststudium
- abstraktes / logisches / analytisches Denkvermögen
- gute Englischkenntnisse
Quelle: Professor(inn)enbefragung im Rahmen des CHE Rankings 2016/17
Gibt es einen NC?
Die Mehrheit der Unis hat keinen NC. Gibt es einen, liegt er oft zwischen Zwei und Drei, bei Lehramtsstudiengängen teils etwas höher. Schon zu Beginn des Studiums braucht man sehr gute Sprachkenntnisse, da das Studium in der Regel komplett auf Englisch stattfindet. Es kann vorkommen, dass man Kenntnisse in Latein oder einer zweiten modernen Fremdsprache nachweisen muss. An manchen Unis gibt es Einstufungstests.
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