Mathematik studieren
Ein Text von Daniel Kastner – ZEIT Studienführer 2023/24
Darum geht es
Der technische Fortschritt ist untrennbar mit der Entwicklung der Mathematik verbunden. Ein Navigationssystem kann die ideale Route nur dank mathematischer Optimierung in Echtzeit berechnen, Suchmaschinen nutzen Algorithmen, die Entwicklung der künstlichen Intelligenz fußt auf mathematischer Modellierung, und die autonomen Fahrzeuge der Zukunft verwenden Software, die mithilfe der Mathematik entwickelt wurde. „Wer sich für ein Mathematikstudium entscheidet, wird einen Einblick in diesen faszinierenden Bereich des Denkens bekommen“, sagt Sabine Pickenhain, Sprecherin der Konferenz der Mathematischen Fachbereiche und Professorin an der Brandenburgischen TU Cottbus-Senftenberg. „Er wird lernen, verschiedenste Prozesse zu modellieren und sie auf aktuelle Fragestellungen der Gesellschaft anzuwenden.“
Das sagen Studierende über Mathematik
Typische Fragestellungen im Mathematik-Studium
- Wie kann man den Energieverbrauch einer Anlage optimieren?
- Wie findet man eine Kurve, die eine Datenmenge am besten annähert?
- Wie lernt eine Maschine mithilfe von künstlicher Intelligenz?
- Wie lassen sich Informationen so verschlüsseln, dass man den Code nur schwer knacken kann?
- Welche mathematischen Modelle stecken hinter neuronalen Netzen?
- Wie kann ein optimaler Bestrahlungsplan für einen Tumor aussehen?
- Wie optimiert man die Flugroute eines Flugzeugs so, dass es möglichst wenig Treibstoff verbraucht?
So läuft das Studium ab
In den ersten vier Semestern beschäftigst du dich in Grundlagenvorlesungen zum Beispiel mit Differenzial- und Integralrechnung, linearen Gleichungssystemen, Matrizen und Vektorräumen. Du lernst die präzise Logik des Fachs sowie mathematische Denkweisen zu beherrschen. Im dritten Semester kommen Vorlesungen zu Stochastik, Numerik und Optimierung und anderen Spezialgebieten hinzu.
Viele Unis bieten Programmierkurse an. Dabei geht es vor allem darum, dem Computer beizubringen, mit seiner begrenzten Rechengenauigkeit zuverlässig komplexe Aufgaben zu lösen, die aus Abermillionen einzelner Grundrechenoperationen bestehen.
Meist ist auch ein Anwendungsfach vorgesehen, bei dem die Studierenden exemplarisch lernen sollen, wie die höhere Mathematik in einem anderen Fach zur Anwendung kommt. Je nach Uni kannst du etwa Physik, Informatik oder Maschinenbau, aber auch neue Spezialisierungen wie Mathematical Data Science wählen. Ein Praktikum gehört oft zum Studium dazu. Nach dem Bachelor schließen viele ein Masterstudium an.
Hier sind passende Mathematik-Studiengänge und Hochschulen
Wo kann ich Mathematik studieren?
Mathematik passt zu dir, wenn …
... Mathe in der Schule zu deinen Lieblingsfächern zählte und du gern logisch denkst. Du musst nicht unbedingt an der Matheolympiade teilgenommen haben. Aber du solltest Spaß daran haben, mit langem Atem kniffelige Aufgaben zu lösen. Zwar hast du anfangs nur wenige Vorlesungen, dafür verbringst du viel Zeit damit, Hausaufgaben und Übungsblätter zu bearbeiten. Dabei reicht es nicht, Rechenregeln anzuwenden, vieles dreht sich um Definitionen und Beweise. „Mathe ist ein schwieriges Studium“, sagt Sabine Pickenhain. „Man braucht nicht nur Begabung, sondern auch großes Durchhaltevermögen.“
Die Inhalte bauen aufeinander auf. Das ist einerseits gut, andererseits musst du sorgsam darauf achten, nicht den Anschluss zu verlieren. Nützlich: Die Unis bieten zahlreiche Vorkurse an und haben während der Corona-Pandemie ihre Nachhilfe und Tutorien weiter ausgebaut. Infolge der Pandemie haben viele auch Online-Videos der Vorkurse erstellt.
Anfangs ist es sinnvoll, sich zu Lerngruppen zusammenzuschließen. Nicht nur im Studium, auch später im Berufsleben ist oft Teamarbeit gefragt – Mathematiker arbeiten häufig mit Ingenieurinnen, Physikern oder Informatikerinnen zusammen, zum Beispiel bei der Modellierung und Optimierung komplexer Energie- und Informationsnetzwerke.
Von Professor:innen empfohlene Voraussetzungen und Fähigkeiten
- Affinität zur Mathematik / mathematische Vorkenntnisse
- Interesse an der Auseinandersetzung mit Theorien
- abstraktes / logisches / analytisches Denkvermögen
- Assoziations- und Transferfähigkeit / systemisches Denken
- Belastbarkeit / Ausdauer / Durchhaltevermögen
Quelle: Professor(inn)enbefragung im Rahmen des CHE Rankings 2015/16.
Gibt es einen NC?
Mathematik kannst du an den meisten Unis studieren. Einen NC gibt es nur sehr selten.
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