Jura studieren
Ein Artikel von Antonia Kelloms - ZEIT Studienführer 23/24
Darum geht es
Wer Jura studiert, sollte verantwortungsbewusst sein. „Die Entscheidungen von Juristen können das Leben von Menschen total verändern. Oft geht es dabei um die Freiheit des Einzelnen oder um viel Geld“, sagt die Vorsitzende des Juristen-Fakultätentags Tiziana Chiusi.
Die Fragen, mit denen Juristen sich befassen, sind nicht selten alltagsnah oder aktuell. Darf man zum Beispiel die Miete mindern, wenn die Heizung ausfällt? Welche Straftatbestände sind erfüllt, wenn bei Klimaprotesten Straßen blockiert werden? Im Studium setzt du dich mit Gesetzestexten und erläuternden Kommentaren auseinander und verfasst Klausuren und Hausarbeiten im juristischen Stil. Der ist sehr speziell und folgt strengen Regeln, die Genauigkeit und logisches Denken verlangen.
Typische Fragestellungen im Rechtswissenschaft, Jura-Studium
- In welcher Situation hat ein Angeklagter das Recht auf einen Pflichtverteidiger?
- Wann liegt eine sexuelle Belästigung vor?
- Wo sind Windkraftanlagen zulässig?
- In welchem Verhältnis steht das deutsche Recht zum Europarecht?
- Was unterscheidet Eigentum von Besitz?
- Welche Arten von Diskriminierung gibt es?
- Unter welchen Voraussetzungen darf man jemanden beim Suizid unterstützen?
- Gibt es Grenzen für die Meinungsfreiheit?
So läuft das Studium ab
Egal, ob du später die Anklage vertreten, Mandanten verteidigen, Urteile fällen, Gesetze entwerfen oder Verträge prüfen willst – im Jurastudium beschäftigst du dich immer mit den drei großen Rechtsgebieten. Das sind Privatrecht (dazu zählen Zivilrecht, Arbeitsrecht, Handels- und Gesellschaftsrecht), Strafrecht und Öffentliches Recht. Hinzu kommen Grundlagen in Rechtsgeschichte, Rechtsphilosophie und Rechtsvergleichung, manchmal auch in Rechtssoziologie und Kriminologie. Außerdem auf dem Programm: Verfahrensrecht. Das regelt zum Beispiel, wie ein Gerichtsprozess abläuft.
Du löst Beispielfälle – von Erbschaftsstreitigkeiten über Verfassungsbeschwerden bis hin zu Diebstahl, Betrug, Raub und Mord. Später wählst du zusätzlich einen Schwerpunkt, zum Beispiel Europarecht, Arbeits-, Familien- oder Erbrecht. Ergänzend gibt es Praxisseminare, etwa zu Rhetorik oder Stressmanagement.
Für die Erste Juristische Prüfung (bestehend aus der sogenannten staatlichen Pflichtfachprüfung und einer Uni-internen Prüfung zu deinem Schwerpunktbereich) nach frühestens acht Semestern musst du außerdem Fremdsprachenkenntnisse und insgesamt drei Monate Praktikum nachweisen, etwa bei einem Anwalt oder bei Gericht. Es folgt ein zweijähriges – bezahltes – Referendariat, bei dem du die Arbeit im Zivil-, Straf- und Verwaltungsrecht kennenlernst. Dieses umfasst mehrere Stationen, zum Beispiel Amts- oder Landgericht, Staatsanwaltschaft, Anwaltskanzlei und Behörden wie die Polizei. Eine weitere Station kannst du frei wählen und dafür auch ins Ausland gehen. Das Referendariat schließt mit der Zweiten Juristischen Staatsprüfung ab.
Erst danach bist du „Volljurist/in“ und erfüllst damit die Voraussetzungen, um als Rechtsanwalt, Staatsanwältin, Richter oder Beamtin im höheren Verwaltungsdienst zu arbeiten. Einige Hochschulen bieten einen juristischen Bachelor an, manche auch Recht und Wirtschaft als Kombi. Außerdem gibt es den Studiengang Wirtschaftsrecht. Damit erschließen sich dir andere Perspektiven, Richter, Staatsanwältin oder Rechtsanwalt wirst du aber auf diesem Weg nicht.
Hier sind passende Rechtswissenschaft, Jura-Studiengänge und Hochschulen
Wo kann ich Rechtswissenschaft, Jura studieren?
Rechtswissenschaft, Jura passt zu dir, wenn …
... du dich dafür interessierst, wie man gesellschaftliche Konflikte durch die Anwendung von Recht lösen kann, und wenn du mit einer stark strukturierten Denkweise klarkommst. Um dich auf das lernintensive erste Staatsexamen vorzubereiten, solltest du mit Stress umgehen können und diszipliniert arbeiten. Du hast zwei Anläufe, drei, wenn dein erster gescheiterter Versuch im achten Semester stattfand. Fast alle Fakultäten verleihen nach der bestandenen Ersten Staatsprüfung den Titel Dipl.-Jur.. „Dass ein Großteil der Prüflinge scheitert, ist ein negativer Mythos“, sagt Chiusi. „Nur wenige Prozent bestehen das Examen endgültig nicht.“
Von Professor:innen empfohlene Voraussetzungen und Fähigkeiten
- Interesse an / Bewusstsein für (gesellschafts-)politische Themen
- Kommunikationsfähigkeit / Sprachkompetenz / Ausdrucksfähigkeit
- Argumentations- und Diskussionsfähigkeit
- Lese- und Schreibkompetenz / Textverständnis / Freude am Lesen
- abstraktes / logisches / analytisches Denkvermögen
- Selbständiges, (selbst)organisiertes und -diszipliniertes Lernen und Arbeiten / Selbstmanagement / Bereitschaft zum Selbststudium
- Lernbereitschaft, Einsatz- und Leistungsbereitschaft
- Belastbarkeit / Ausdauer / Durchhaltevermögen
- gute Deutsch- und Fremdsprachenkenntnisse
- gute Allgemeinbildung
Quelle: Professor(inn)enbefragung im Rahmen des CHE Rankings 2014/15
Gibt es einen NC?
Knapp die Hälfte der Studiengänge hat einen NC, häufig liegt er im Zweierbereich.
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