Volkswirtschaftslehre studieren
Ein Text von Maria Retter – ZEIT Studienführer 2023/24
Darum geht es
Wie wirkt eine Schuldenbremse? Sollen wir die internationale Arbeitsteilung zurückfahren, um uns weniger abhängig von anderen Staaten zu machen? Wie bringt man die Staatengemeinschaft dazu, durch internationale Vereinbarung CO₂ zu reduzieren? Mit solchen Fragen beschäftigt sich die Volkswirtschaftslehre (VWL). Sie ist abstrakter als andere wirtschaftliche Studienrichtungen.
„In der VWL brechen wir die Realität auf wenige, aber relevante Details herunter. Dadurch bekommen wir einen Werkzeugkasten, mit dessen Hilfe wir große wirtschaftliche Zusammenhänge besser verstehen“, sagt Thomas Wein, Professor an der Uni Lüneburg und im Vorstand des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultätentages.
VWLer entwickeln zum Beispiel Modelle, die erklären, wie Verbraucher reagieren, wenn die Energiekosten steigen. Während Betriebswirte überlegen, welche Produkte ein Unternehmen wie herstellen und verkaufen kann, nimmt man in der VWL das große Ganze in den Blick. „Die riesigen Herausforderungen unserer Zeit – etwa Energiesicherheit und Klimawandel – können am besten auf Ebene der Volkswirtschaften angegangen werden“, sagt Wein.
Das sagen Studierende über Volkswirtschaftslehre
Typische Fragestellungen im Volkswirtschaftslehre-Studium
- Wie bilden sich Preise?
- Wie hängen Geld- und Gütermärkte zusammen?
- Welche Folgen hat Inflation?
- Wie entsteht Wachstum, und wo liegen seine Grenzen?
- Wie funktionieren Märkte mit digitalen Gütern wie Software oder Videodateien?
- Wie verändert die Digitalisierung die Anforderungen an Arbeitnehmer?
- Kann eine Volkswirtschaft klimaneutral werden?
- Soll man politisch eingreifen, um Monopolbildung durch Unternehmen wie Amazon zu verhindern?
- Wo und wie wirken steigende Energiepreise?
- Welche Auswirkungen haben Kryptowährungen auf die Geldstabilität?
- Wie beeinflusst die wirtschaftliche Zufriedenheit die Wahlentscheidung?
- Welche Konsequenzen haben politische Entscheidungen wie der Kohleausstieg für die Struktur einer Region?
So läuft das Studium ab
Die tragenden Säulen der VWL sind die Mikro- und die Makroökonomie. Die Mikroökonomie befasst sich damit, wie einzelne Akteure Entscheidungen treffen. Gesamtwirtschaftliche Vorgänge wie Arbeitslosigkeit und Wachstum sind Bereiche der Makroökonomie. Weitere wichtige Themen sind Wirtschaftspolitik, Statistik und Ökonometrie (die Lehre von der Anwendung der Statistik auf wirtschaftliche Fragen). In den höheren Semestern vertiefen die Studierenden ihre Kenntnisse, zum Beispiel in Finanzwissenschaft oder Industrieökonomik. Dann geht es etwa um Einnahmen und Ausgaben des Staates, um Monopolkontrolle und Sozialpolitik oder um die sogenannte Umweltökonomik (wie kann man zum Beispiel den Klimawandel mit marktwirtschaftlichen Methoden bremsen?).
Auch Psychologie spielt im Studium eine Rolle, denn sie beeinflusst das wirtschaftliche Handeln, zum Beispiel, wenn wir aus Angst vor Inflation Käufe vorziehen. Mathe und Englisch sind durchgehend Teil des Studiums. Schon früh wirst du in eine mathematisch-abstrakte Modellwelt eingeführt. Gleichungen und Kurvendiskussionen begleiten dich ständig. „Durch das Studium bekommt man eine analytische Schärfe, die einem hilft, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden“, sagt Thomas Wein.
Hier sind passende Volkswirtschaftslehre-Studiengänge und Hochschulen
Wo kann ich Volkswirtschaftslehre studieren?
Volkswirtschaftslehre passt zu dir, wenn …
... du dich für die großen wirtschaftlichen Zusammenhänge interessierst und gern systematisch und abstrakt denkst. Mathematik sollte dich nicht schrecken. Am besten schaust du dir einmal ein Lehrbuch zur Mikro- oder Makroökonomie an, um dir ein Bild zu machen. Du brauchst auch Geduld und solltest nicht enttäuscht sein, wenn es nicht sofort um brandaktuelle politische Fragen geht, sondern erst einmal das Handwerkszeug und die wichtigsten Modelle des Faches vermittelt werden.
Von Professor:innen empfohlene Voraussetzungen und Fähigkeiten
- Abstraktes / logisches / analytisches Denkvermögen (96 %)
- Affinität zur Mathematik / mathematische Vorkenntnisse (65 %)
- Englischkenntnisse (62 %)
- Interesse an der Auseinandersetzung mit Theorien (55 %)
- Argumentations- / Diskussionsfähigkeit (48 %)
- Interesse an wirtschaftlichen und ökonomischen Themen / wirtschaftliches und ökonomisches Grundverständnis (43 %)
- Lernbereitschaft, Einsatz- und Leistungsbereitschaft (42 %)
- Interesse an Forschung und wissenschaftlichem Arbeiten / Grundkenntnisse wissenschaftlichen Arbeitens (40 %)
- Belastbarkeit / Ausdauer / Durchhaltevermögen (38 %)
- Selbständiges, (selbst)organisiertes und -diszipliniertes Lernen und Arbeiten / Selbstmanagement / Bereitschaft zum Selbststudium (38 %)
- Reflexions- und Kritikfähigkeit / kritisches Denken (37%)
- Assoziations- und Transferfähigkeit / systemisches Denken (36 %)
- Interesse an (gesellschafts-)politischen Themen (12 %)
Quelle: Professor(inn)enbefragung im Rahmen des CHE Rankings 2020/2021. Prozentangaben in Klammern: Anteil der befragten Professor(inn)en, die die jeweilige Voraussetzung genannt haben.
Gibt es einen NC?
Etwa die Hälfte der Studiengänge hat einen NC, oft liegt er im Zweierbereich.
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