Romanistik studieren
Ein Text von Gabriele Meister – ZEIT Studienführer 2023/24
Darum geht es
Spanisch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch oder doch lieber Rumänisch oder Katalanisch? Die Romanistik befasst sich mit Sprachen und Kulturen sehr unterschiedlicher Länder und Regionen. Ebenso vielfältig sind die Studiengänge: Je nach Universität kannst du eine oder mehrere Sprachen studieren, einen breiten Überblick bekommen oder dich spezialisieren. Immer geht es dabei jedoch um Sprachen lateinischen Ursprungs.
Im Studium lernst du, wie sich die Sprachen, Literaturen und Kulturen romanischsprachiger Länder im Laufe der Jahrhunderte entwickelt haben. Das ist viel mehr als nur ein Sprachkurs. „Man lernt, sich in andere Kulturen hineinzudenken“, sagt Carolin Patzelt, Professorin an der Uni Bremen und Präsidentin des Deutschen Romanistenverbands. Dabei kann es auch um aktuelle politische Entwicklungen gehen. Derzeit untersuche man beispielsweise die rhetorischen Strategien von Rechtspopulistinnen und -populisten in Italien und Frankreich, so Patzelt.
Das sagen Studierende über Romanistik
Typische Fragestellungen im Romanistik-Studium
- Wie setzt sich die lateinamerikanische Gegenwartsliteratur mit indigenen Sprachen und Kulturen auseinander?
- Wie lassen sich Dialekte übersetzen?
- Wie funktioniert Spracherwerb bei bilingualen Kindern?
- Wie trägt der digitale Raum dazu bei, Minderheitensprachen wie Kreol wiederzubeleben?
- Wie viel politische Kritik steckt in Jean de la Fontaines Fabeln?
- Wie erzählt autobiografische Literatur, etwa von Annie Ernaux und Edouard Louis, von Klassismus und sozialem Aufstieg?
So läuft das Studium ab
Das Romanistikstudium basiert auf den Hauptdisziplinen Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft, Kulturwissenschaft und Sprachpraxis. Du beschäftigst dich mit literarischen Texten, Theaterstücken, Filmen und Graphic Novels und untersuchst beispielsweise, warum bestimmte Regionalsprachen in Spanien oder Frankreich gefördert werden. Neben dem traditionellen Fokus auf Europa und Amerika bieten einige Unis mittlerweile auch Kurse zur Literatur und den Sprachvarietäten afrikanischer Länder an.
Auch die Frage, wie verschiedene Sprachen und Kulturen zusammenhängen und sich miteinander vermischen, wird dich im Studium begleiten. Zum Beispiel, wenn du Migrationsliteratur liest oder untersuchst, wie Migration und Sprachwandel zusammenhängen, etwa in den USA, wo sich durch spanisch-englische Sprachkontakte ganz neue Sprachformen herausbilden.
„Das sind komplexe Dynamiken, auf die die Studierenden sich da einlassen müssen“, sagt Carolin Patzelt. „Sie lernen, Situationen zu erfassen, die keinen fixen Schemata folgen. Das ist eine ganz wichtige Kompetenz.“ Ein Auslandssemester sollte zum Studium dazugehören.
Hier sind passende Romanistik-Studiengänge und Hochschulen
Wo kann ich Romanistik studieren?
Romanistik passt zu dir, wenn …
... du offen bist für andere Kulturen und neugierig darauf, wie man Sprachen und Literaturen mit wissenschaftlichen Methoden erforscht. „Durch das Studium bekommt man eine neue Perspektive auf Sprache und Kultur«, sagt Patzelt. „Man lernt, wie Sprache funktioniert, und versteht zum Beispiel, warum jeder Mensch eine individuelle Aussprache hat oder wie die Einwanderung aus den Maghreb-Staaten die französische Sprache und Kultur geprägt hat.“
Voraussetzung ist, dass man gern und viel liest. Zum Pensum gehören Romane ebenso wie wissenschaftliche Fachtexte. Außerdem solltest du bereit sein, dich auch außerhalb der Uni mit deinen Fremdsprachen zu beschäftigen – zum Beispiel in Form von Tandemtreffen oder fremdsprachigen Kinoabenden. Bei Französisch, Italienisch und Spanisch wird teilweise erwartet, dass man die Sprache schon bei Studienbeginn gut spricht. Oft gibt es dafür einen Sprachtest zur Einstufung. Kleinere romanische Sprachen wie Rumänisch kann man in der Regel ohne Vorkenntnisse studieren.
„Es hat viele Vorteile, mehr als eine romanische Sprache zu studieren. So versteht man die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Sprachen und Kulturen besser“, sagt Patzelt.
Von Professor:innen empfohlene Voraussetzungen und Fähigkeiten
- Interesse an Sprache
- Interesse an Literatur / Lesefreude und -bereitschaft
- Interesse an Geschichte / historische Grundkenntnisse
- Internationale, interkulturelle Aufgeschlossenheit / Interesse an internationalen Themen
- Kommunikationsfähigkeit / Sprachkompetenz / Ausdrucksfähigkeit (inkl. Lese- und Schreibkompetenz und Textverständnis)
- Argumentations- / Diskussionsfähigkeit
- Reflexions- und Kritikfähigkeit / kritisches Denken
- Selbstständiges, selbstorganisiertes und -diszipliniertes Lernen und Arbeiten / Selbstmanagement / Bereitschaft zum Selbststudium
- Abstraktes / logisches / analytisches Denkvermögen
- Auslandserfahrung / Bereitschaft für Reisen und Auslandsaufenthalte
- Fremdsprachenkenntnisse in der/n Sprache(n), die studiert werden soll(en)
Quelle: Professor(inn)enbefragung im Rahmen des CHE Rankings 2016/17.
Gibt es einen NC?
Romanistik ist meist zulassungsfrei, an den meisten Unis gibt es also keinen NC. Je nach Uni brauchst du für manche Kurse Lateinkenntnisse, die du aber auch während des Studiums erwerben kannst.
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